Übersetzen in Leichte Sprache – gar nicht so leicht

Zertifikat "Übersetzen in Leichte Sprache" des BDÜ und der Uni Hildesheim; Duden-Ratgeber "Leichte Sprache"

Im November 2018 habe ich das 3. Modul der Fortbildung „Übersetzen in Leichte Sprache“ abgeschlossen und kann mich – oder meinen Büroraum – nun mit dem entsprechenden Zertifikat (siehe oben) schmücken.

Als Leichte Sprache bezeichnet man eine stark vereinfachte Variante des Deutschen, die Texte auch für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und geringen Deutschkenntnissen zugänglich machen soll. Im Zuge der Bemühungen um bessere Inklusion findet diese Sprachvariante in letzter Zeit immer mehr Beachtung, was nicht zuletzt gesetzlichen Vorgaben geschuldet ist. So heißt es im Behindertengleichstellungsgesetz des Bundes (BGG) von 2016 in § 11 „Verständlichkeit und Leichte Sprache“ :

„Träger öffentlicher Gewalt im Sinne des § 1 Absatz 2 Satz 1 sollen Informationen vermehrt in Leichter Sprache bereitstellen. Die Bundesregierung wirkt darauf hin, dass die in Satz 1 genannten Träger öffentlicher Gewalt die Leichte Sprache stärker einsetzen und ihre Kompetenzen für das Verfassen von Texten in Leichter Sprache auf- und ausgebaut werden.“
(BGG 2016, S. 1759, zitiert nach U. Bredel und Chr. Maaß: Ratgeber Leichte Sprache, Dudenverlag 2016)

Nun ist es aber gar nicht so einfach (um nicht zu sagen: richtig schwierig), Texte zu komplexen Sachverhalten und abstrakten Themen in Leichte Sprache zu übersetzen. Auf der Wortebene gilt es, Wörter, die nicht zum Grundwortschatz gehören, zu ersetzen oder zu erläutern und lange Wörter durch Verwendung des Mediopunkts (·) leichter lesbar zu machen. Auf der Satzebene bedeutet Leichte Sprache: Verzicht auf Nebensätze, Verwendung kurzer Sätze, Vermeidung von Bezügen zwischen Sätzen, beispielsweise durch Personalpronomen. Auf der Textebene sind häufig sogar ganz neue Strukturen erforderlich, denn Texte sollen (chrono-)logisch aufgebaut sein, direkte Ansprache und Handlungsorientierung bieten und müssen häufig vorausgesetztes Wissen explizieren sowie den Informationsgehalt insgesamt reduzieren.
Aus historischen Gründen gibt es bislang kein einheitliches, verbindliches Regelwerk für Leichte Sprache, sondern es existieren mehrere, unterschiedlich umfangreiche und sich in Teilen widersprechende Regelwerke nebeneinander. Dieser Umstand erklärt, warum man bisher sehr unterschiedlich gestaltete Texte in Leichter Sprache findet, von denen etliche außerdem wenig ansprechend sind – was wiederum in manchen Kreisen zu einer vehementen Ablehnung der Leichten Sprache führt.

Vor diesem Hintergrund haben sich die Forschungsstelle Leichte Sprache an der Universität Hildesheim und der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) zusammengetan, um Abhilfe zu schaffen – nämlich über die systematische Ausbildung von Profis für die Übersetzung in Leichte Sprache. Im Rahmen dieser Ausbildung sind 3 Module von je anderthalb Präsenztagen zu absolvieren, in denen neben den Regeln der Leichten Sprache auch Grundwissen zu deren Entstehung, zu gesetzlichen Rahmenbedingungen, zur Abwicklung von Übersetzungsprojekten in Leichte Sprache und zur Problematik der Akzeptanz Leichter Sprache bzw. zur damit verbundenen Stigmatisierung vermittelt werden. Zu jedem Modul gehört eine kleine Prüfung; wer alle 3 Module besucht und die zugehörigen Prüfungen besteht, erhält ein entsprechendes Zertifikat.

Das frisch erworbene Wissen möchte ich gerne meinen Kundinnen und Kunden zur Verfügung stellen. Wie beim interlingualen Übersetzen vom Englischen ins Deutsche (und gelegentlich umgekehrt) werde ich mich dabei auf meine Fachgebiete, Medizin und Biowissenschaften, beschränken, denn wie bei allen Übersetzungen gilt auch hier: Man kann nur übersetzen, was man selber wirklich gründlich versteht. Einen potenziellen Bedarf an dieser Dienstleistung sehe ich insbesondere im medizinischen Bereich bei den Patienteninformationen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Leichte-Sprache-Fassung, beispielsweise eines Aufklärungsbogens, immer nur als Ergänzung zum standardsprachlichen Ausgangstext anzusehen ist, nicht als dessen Ersatz. Außerdem ist beim intralingualen Übersetzen in Leichte Sprache eine engere Zusammenarbeit zwischen Beauftragenden und Übersetzerin gefordert als beim interlingualen Übersetzen: Wie oben angedeutet, besteht der erste Schritt darin, festzulegen, welche Informationen erhalten bleiben müssen und welche zugunsten eines kürzeren Textes wegfallen dürfen. Auch muss am Ende genau geprüft werden, ob sich durch Verkürzungen und Vereinfachungen keine sachlichen Fehler eingeschlichen haben. Wenn Sie Interesse an einer Übersetzung in Leichte Sprache haben, kontaktieren Sie mich gerne!

Dieser Blog-Beitrag in Leichter Sprache:
Ich heiße Ulrike Walter-Lipow.
Ich bin Übersetzerin.
Seit 20 Jahren übersetze ich englische Texte in deutsche Texte.
Ich übersetze medizinische Texte für Patienten, Ärzte und Wissenschaftler.

Ich kann jetzt auch deutsche Texte in Leichte Sprache übersetzen.
Das Übersetzen habe ich in einem Kurs gelernt.
Der Kurs war von der Forschungs·stelle Leichte Sprache.
Die Forschungs·stelle Leichte Sprache ist an der Universität Hildesheim.

Übersetzen in Leichte Sprache ist schwierig.
Medizinische Texte haben oft viele schwere Wörter.
Die schweren Wörter muss ich erklären.
Medizinische Texte sind oft sehr lang.
Ich will die Texte so kurz wie möglich machen.

Ein Text in Leichter Sprache ersetzt den schweren Text nicht.
Aber ein Text in Leichter Sprache kann manchen Menschen helfen:
Manche Menschen können den Text in Leichter Sprache besser verstehen.
Manche Menschen können sich Informationen in Leichter Sprache besser merken.
Manche Menschen können Informationen in Leichter Sprache selber nach·lesen.

Ein Gesetz sagt:
Behörden müssen manche Informationen in Leichter Sprache geben.
Manche Organisationen wollen Informationen in Leichter Sprache geben.

Sie arbeiten für eine Organisation?
Eine Organisation ist zum Beispiel:
Eine Behörde.
Oder ein Kranken·haus.
Oder ein Unternehmen.
Oder ein Verein.
Die Organisation braucht einen medizinischen Text in Leichter Sprache?
Sie wollen wissen:
Kann ich Ihren Text übersetzen?
Wie lange dauert die Übersetzung?
Was kostet die Übersetzung?

Sie können mich anrufen und fragen.
Das ist meine Telefonnummer:
0421 / 243 5273
Oder Sie schreiben mir eine E-Mail.
Das ist meine E-Mail-Adresse:
office@drulrikewalter.de